Der bundesweit verordnete Lockdown geht mit Beschluss vom 22.03.2021 ideenlos in die Verlängerung. Weiterhin werden mögliche Lockerungsszenarien lediglich von einem Inzidenzwert abhängig gemacht. Eine langfristige Planungsstrategie bleibt weiterhin aus.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist die mit am schwersten betroffene Branche – nach der Luftfahrt, aber sogar noch vor der Tourismus- und Autoindustrie. Das ist ein untragbarer Zustand. Wir werden als wichtige Wirtschaftskraft weiterhin nicht gesehen und bei den Stufenplänen der Bundesregierung nicht berücksichtigt.
Obwohl wir alle nach dem 1. Lockdown durch bereitgestellte Bundesmittel in Millionenhöhe Hygieneschutzmaßnahmen in unseren Einrichtungen umgesetzt haben. Nach einer kurzen Öffnungsphase im September/Oktober 2020 unter erprobten Hygienekonzepten, mussten wir – wie viele andere Branchen auch – wieder schließen. Der danach kontinuierliche, weitere Anstieg des Inzidenzwertes lässt darauf schließen, dass die betroffenen Bereiche nicht ursächlich für die steigenden Werte sind.
Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Branche erfahren wir hier eine viel größere und schwerwiegendere Beeinträchtigung unseres sozialen Miteinanders. Der Austausch zwischen den Menschen (abseits von Onlineformaten), das gemeinsame Erlebnis und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind die Grundvoraussetzung für unsere emotionale Entwicklung. Gemeinsames Lachen, Klatschen & Weinen verbindet Menschen, ist Ventil und Nährboden für Geist & Seele.
Für das gesellschaftliche Leben sind nun andere Regeln notwendig geworden: Abstand, Vorsicht und Hygiene sind hier wichtige Verantwortungspositionen.
Wir müssen lernen, langfristig mit diesen neuen Verantwortungen umzugehen. Und dazu gehört, sich auf die neuen Begebenheiten einzustellen: Wir Veranstalter*innen, Kreative, Künstler*innen & technische Dienstleister*innen sind dazu bereit! Daher fordern wir von den verantwortlichen Entscheider*innen eine detailliertere Betrachtung im Einzelfall unabhängig vom Inzidenzwert:
- Die Prüfung unserer Hygienekonzepte vor Ort im Vergleich zu als systemrelevant geltenden Branchen: Was unterscheidet den Abstand, der beim Friseur eingehalten werden muss, von dem Abstand zwischen den Menschen bei bestuhlten Veranstaltungen?
- Die kurzfristige Einführung der luca-App (oder eines vergleichbaren Tools) im Landkreis Hildesheim zur Kontaktdatenübermittlung und Nachverfolgung für Gastgeber*innen und Gäste.
- Eine individuelle Betrachtung von Angeboten unter freiem Himmel unter Einhaltung aller erforderlichen Schutzmaßnahmen.
Es muss eine Anlaufstelle eingerichtet werden, die sich konkret mit unseren Belangen beschäftigt, sich zuständig fühlt und unsere Anfragen ernst nimmt. Wir – die Unterzeichner*innen – brauchen eine langfristige Öffnungsstrategie und Planungssicherheit über den Sommer 2021 hinaus.
Die Unterzeichner*innen:
• Kulturfabrik Löseke, Hildesheim
• Netzwerk Kultur & Heimat Hildesheimer Land e.V.
• audio coop Veranstaltungstechnik e.K.
• Litteranova, Hildesheim
• Schwarzes Huhn GbR
Illustration: Jochen Schievink für DIE ZEIT